Sie laufen und laufen...     

        

Die Delligser Läufer sind viel unterwegs. Hier werdet ihr immer wieder Berichte von den Wettkämpfen der Delligser finden. Natürlich gibt es auch mal eine Homestory oder ein wenig Laufkunde. Lasst euch überraschen..

 

Wer unsere Gruppe nicht kennt: Wir laufen seit 1998 zusammen und sind mittlerweile über 20 Marathon- und Ultraläufer. 2008 haben wir in der Gruppe die schnellste Laufdurchquerung Deutschlands zu Fuß hinbekommen. Nach 2 Tagen und 22 Stunden waren wir in einer Staffel, ohne Unterbrechung, von Österreich nach Dänemark gelaufen. Ansonsten waren wir als Mannschaft bei den großen Marathons und Ultraläufen sehr erfolgreich und verfügen auch über ein paar verdammt schnelle Läuferinnen und Läufer. 


 

Legen wir also los...

 


Training, mal anders.


Es soll keiner sagen, wir wären beim Delligser Lauftreff nicht für Neues zu haben. Ganz im Gegenteil. Da sind wir dabei. So war es auch klar, als wir die Einladung vom Hilsbad Hohenbüchen bekamen, dass wir dort „aufschlagen.“ Petras Henning hatte gefragt, ob wir nicht mal einen Trainingsabend in Hohenbüchen absolvieren wollen. Anschließend könnten wir noch einen Sprung ins Wasser machen und zusammen essen. Gesagt getan, gestern war es soweit.


 

Vor dem Start das übliche Foto-Shooting.



Dann ging es gleich bergauf.


Zusammen mit Marco bin ich von Delligsen nach Hohenbüchen gelaufen. Da ging es gleich in die Höhenmeter hinein. Am Hilsbad gesellten sich dann noch Annike, Natascha, Anke, Roman, Messer, Jan und Johannes zur Lauftruppe und wir liefen eine 10 Kilometerrunde immer entlang des Hilskamms. Auch hier hieß es: Höhenmeter, Höhenmeter, Höhenmeter. Oder wie Roman später sagte: „Es ging immer nur bergauf.“ Na ja.



Im Wald wurde aufs Tempo gedrückt.



Die nächste Steigung wartete schon.


Nach einer anstrengenden Trainingseinheit tut ein Sprung ins Wasser wirklich gut. Vor allem, wenn die Umgebung dann noch so gelungen ist, wie das Hilsbad. Klein, fein, wirklich wunderschön. Zum Essen stießen dann noch ein paar Läufer, die zur Trainingszeit verhindert waren, dazu. Es gab Burger, Salate, Currywurst und Pommes. Alles perfekt zubereitet und sehr, sehr lecker.



Am Ende des Abends gab es diese Kulisse als Belohnung.


Das war ein guter Trainingsabend. Ich habe nur zufriedene Gesichter gesehen (außer beim Laufen). Ich gehe davon aus, dass wir so einen Abend demnächst wiederholen werden. Das Hilsbad Hohenbüchen kann ich jedem Badebesucher nur ans Herz legen.



Thomas Knackstedt



Wildnis.


Lebt man in der Stadt oder auf dem Land? Eine Frage, die sich viele Menschen stellen. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Mal eine Stadt besuchen, ein paar Tage dort zubringen, okay. Dort leben? Ganz sicher nicht. Ich würde das Leben auf dem Land gegen nichts eintauschen. Vor allem nicht in meiner Heimat. Das war nicht immer so, hat sich aber im Lauf meines Lebens immer mehr verfestigt. Manch einer glaubt es mir nicht, aber der Ort, an dem ich lebe, ist auch mein Sehnsuchtsort, an dem ich leben möchte. Keine Koralleninsel in tropischen Gefilden. Kein Bergbauernhof im Hochgebirge. Ich fühle mich am wohlsten genau dort, wo ich lebe.


Das durfte ich heute bei einer Mountainbike-Ausfahrt wieder einmal erleben. Ich war noch keine zweihundert Meter gefahren, als direkt neben mir ein Falke flog. Am Ortsrand hat sich seit zwei Jahren ein Falkenpärchen niedergelassen, dem es dort anscheinend gut geht. Ich beobachte den Vogel, der keine zehn Meter von mir entfernt fliegt. Dann zieht er direkt vor mein Rad, kreuzt meine Fahrt und dreht nach rechts ab. Ich folge ihm mit den Augen und sehe direkt vor mir drei weitere Falken, die auf den Weidepfählen einer Kuhweide sitzen. Der erste Falke fliegt an den dreien vorbei und sie heben ab und gehen zu viert in den Formationsflug über. Verdammt, ist das ein wunderbarer Anblick! Da scheint eine Familie einen Ausflug zu machen. Ich freue mich.


Noch ganz in Gedanken, keinen Kilometer weiter, werde ich urplötzlich aufgeschreckt. Aus einem wasserführenden Graben, direkt neben dem Feldweg, bricht ein Wildschwein hervor und verschwindet, direkt neben mir, in einem Rapsfeld. Jetzt bin ich wach. Ich habe mich ganz schön erschreckt.
Später im Wald hoppelt ein Feldhase vor mir. Er gibt Gas und zeigt mir, dass ich chancenlos gegen sein Tempo bin. Als er nach links auf eine Wiese einbiegt, hopst genau aus dieser Wiese ein Reh auf den Weg und verschwindet in einem nahegelegenen Waldstück.



Im Wildpark sicherer zu beobachten, als in freier Natur.


Im Wald bin ich dann für mich allein. Ich drehe eine große Runde und genieße die Kühle des Waldes. Während draußen fast 30 Grad herrschen, ist es hier herrlich kühl. Als ich eine halbe Stunde später wieder aus dem Wald heraus bin, springt ein Marder über den Radweg und versteckt sich anschließend am Bachlauf. Das alles passiert keine 300 Meter von meinem Zuhause entfernt. Kurz vor unserem Haus geht mein Blick noch auf die Wiese neben den Häusern der Straße. Dort stolziert ein Schwarzstorch herum, der sich hier seit vielen Jahren immer wieder blicken lässt. Wir leben in der Wildnis. Um das zu begreifen, muss man allerdings aus dem Haus gehen. Wenn man dann noch die Augen und Ohren aufsperrt, gibt es einiges zu sehen und zu hören. Ich möchte dieses Zuhause mit keinem Platz auf der Welt tauschen.



Thomas Knackstedt



Was ist Training?


Wenn ihr Euch fürs Laufen interessiert und wirklich wissen wollt, wie schnell ihr bestimmte Strecken laufen könnt, werdet ihr Euch irgendwann zu einem gezielten Training durchringen müssen. Aber Training, … was ist das eigentlich?


Bei Sportarten mit komplexen Abläufen kann auch das Training hochgradig komplex werden. Ich kann Euch aber beruhigen: Laufen gehört nicht zu diesen Sportarten. Wir müssen weder Freistoßvarianten, Spielzüge, Ballbehandlungen oder schwierige Sprünge einstudieren. Wir müssen „nur“ laufen. Das ist ziemlich einfach. Denn eins steht fest: Um im Laufen gut zu werden, muss man Laufen trainieren. Das ist schon mal der Hauptpunkt.



Training ist die Vorbereitung für den Wettkampf.


Schnell werdet ihr dann irgendwelche „Laufgurus“ finden, die bestimmte Modelle und Taktiken anbieten, die dich zum schnelleren Läufer machen sollen. Wenn dort sofort ersichtlich ist, dass Du bestimmte Nahrungsergänzungsmittel, Ausrüstungsgegenstände oder anderen Schnickschnack kaufen sollst, kannst Du gleich einen Haken an die Sache machen. Auch wenn Laufpläne und persönliche (allerdings ist dann mit „persönlich“ oft nur eine Online-Variante gemeint) Beratung horrendes Entgelt einfordern, vergiss es. Du bist kein Profi. Und Du willst vermutlich auch keiner werden.


Bei den ganzen Angeboten im Lauftrainings-Bereich denke ich zum einen immer an Christopher McDougalls Buch -Born to Run-. Da wird ein erfahrener Langstreckenläufer mit dem Satz zitiert: „Laufen sollte nichts kosten.“ Weiter denke ich an die Worte eines Marathon-Trainers, der sagte: „Zum Marathon-Laufen braucht man zu 99 Prozent Wasser und zu einem Prozent etwas anderes. Mit diesem einen Prozent machen Nahrungsergänzungsmittelhersteller jedes Jahr Millionen Gewinne.“ Ich unterschreibe beide Sätze bedingungslos.



In einem starken Team trainiert es sich am besten.


Das Training für einen guten Marathonläufer ist simpel. Es besteht aus Be- und Entlastung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die hohe Kunst ist es, die Be- und Entlastung richtig zu dosieren. Dafür muss ein Trainer seine „Schäfchen“ kennen. Und zwar persönlich! Hier meine ich jetzt aber das richtige „persönlich.“ Keine Online-Bekanntschaft. Oder der reine Datenaustausch von Laufuhren. Das halte ich persönlich für wenig hilfreich. Jede Läuferin und jeder Läufer haben ganz eigene Stärken und Schwächen. Vor allem aber auch ganz eigene Lebens- und Arbeitsumfelder. Beides ist existentiell wichtig für ein gut getimtes Training.


Die Be- und Entlastung findet im kleinen, wie im großen Zeitrahmen statt. Was das bedeutet? Das kleine Umfeld kann ein Lauf sein, der schnelle und langsame Abschnitte enthält. Es kann eine Woche sein, in der es zwei belastende und drei lockere Einheiten gibt. Es kann ein Plan über Monate sein, in dem sich harte und entspannende Trainingswochen abwechseln. Letztendlich ist es ein ganzes Laufjahr, das Monate mit Belastungen und Monate mit Regeneration vorsieht.


Weiter gehört zum Laufen, das wirklich trainiert, und nicht nur gelaufen wird. Ich kenne viele gute Läufer, die im Grunde genommen nicht trainieren. Die laufen jeden Tag ein bis zwei Stunden in ihrem Trott, das war es dann. Trainieren heißt für mich aber: Langsame lange Läufe, lange Läufe mit Steigerungen, Intervalleinheiten, Tempoläufe, Crescendo-Läufe, Bergtraining, Crosstraining, regenerative Läufe. Dazu noch Krafttraining und Koordinationstraining. Es ist so ähnlich wie mit dem Klavierspielen. Man hämmert nicht nur auf den weißen Tasten herum.



Oft genug muss man beim Training richtig Gas geben.


Wenn ich abschließend mich dann noch entscheiden kann, was ich eigentlich mit dem Training bewirken will, bin ich auf einem guten Weg. Will ich meine Stärken ausbauen? Will ich meine Schwächen abstellen? Will ich beides? Da sollte man es nicht übertreiben. Ich bin immer erst einmal dafür, an die Schwächen zu gehen. Das tut zwar mehr weh, aber dafür bringt es auch eindeutig bessere Ergebnisse.


Das sollte, grob umrissen, das Wort Training definieren. Natürlich gibt es viele Wege, die zum Ziel führen. Aber einige führen auch nur im Kreis herum. Was letztendlich zum Training eines guten Marathonläufers noch gehört, ist Geduld. Denn das wusste schon der Roman-Autor Garth Stein: „Man gewinnt ein Autorennen nicht in der ersten Runde. Aber da kann man es verlieren!“ Wahre Worte…



Thomas Knackstedt