Link oder Leben
Hier ist Platz für alle Themen rund ums Laufen und Leben. Diese Rubrik kann sich bei besonderen Anlässen ändern und sich ganz speziell auf einen Wettkampf oder andere Dinge focussieren.
Ansonsten ist hier Raum für alles, was uns bewegt. Freundschaft, Abenteuer, Liebe, Leben, Alltag oder Urlaub. Lasst euch einfach überraschen...
Laufen mit Tannebaum.
Das war er also: Der letzte Mittwoch-Abend-Trainingstermin in 2025. Zum feierlichen Anlass hatte Dennis heute einen kleinen beleuchteten Weihnachtsbaum auf der Mütze befestigt. Ziemlich lustig. Außer ihm waren noch Jacqueline, Annike, Roman, Karsten, Arne, Messer, Mario, Marco, Jörn und ich anwesend. Angesagt war ein lockerer Zehner.
Immer für einen Spaß gut: Dennis.
Es ging nach Grünenplan und wieder zurück. Im langsamem Ausdauertempo absolvierten wir die Strecke und redeten dabei ohne Unterlass. Es ging um die Vorschau für das Jahr 2026. Die Deutschen Meisterschaften im Halbmarathon in Frankfurt, die Deutschen Meisterschaften im Marathon in Hannover, den Helgoland Marathon. Diese Wettkämpfe haben meine Läuferinnen und Läufer schon jetzt im Fokus. Die Truppe ist gut drauf und wird das, da bin ich mir ziemlich sicher, auch im nächsten Jahr sein.
Ich lief nach Grünenplan hoch mit Jörn und Mario zusammen. Auf dem Rückweg war ich mit Roman unterwegs. Momentan dürfen die Einheiten ruhig und gemächlich abgeleistet werden. Im Januar werden wir dann langsam, aber sicher wieder ins Langstrecken-Training einsteigen. Bis dahin wird noch Weihnachten und Silvester gefeiert. Danach sehen wir weiter…
Thomas Knackstedt
Eine Frage der Perspektive.
Jeder, der laufend oder auf dem Rad unterwegs ist weiß, dass die äußeren Umstände sehr wohl entscheidend sein können, ob es gut „läuft“ oder nicht. Vor allem auf dem Rad ist der Wind ein entscheidender Faktor. Da reichen oft schon leichte Böen und der Schnitt geht nach unten. Beim Laufen muss es schon richtig pusten, damit einen der Wind limitiert. Das ist in unseren Breiten eher selten. Was Berge angeht, sieht es genauso aus. Auch da verändert ein Steilanstieg so ziemlich alles.
Als ich heute laufend am Meer unterwegs war, wurde mir das mal wieder klar. Am Meer weht ein Wind, den wir aus unseren Mittelgebirgen nicht kennen. Ich bin heute zunächst fünf Kilometer gegen den Wind gelaufen und habe dabei manchmal gefühlt gestanden. Als ich dann wieder umdrehte und am Saum des Meeres zurücklief, wehte es mich regelrecht in Richtung Heimat. Auf dem Rad hätte man bei diesem Wind keinen Meter gegen den Wind fahren können. Das wäre zu heftig gewesen.
Andere Sportler freuten sich heute über den Wind.
Ich liebe es, bei solchen Bedingungen zu laufen oder zu fahren. Warum? Weil es mir immer wieder aufzeigt, was wirklich limitiert. Wenn ich in den Alpen laufe oder Rad fahre und dabei über mehrere Kilometer steil nach oben muss, dann weiß ich, dass unsere Berge zu Hause doch eher leichte Kost sind. Mit dem Wind verhält es sich ähnlich. Was am Meer diesbezüglich stattfindet lässt unsere Heimatstürme als leichte Brise dastehen. So ist halt alles eine Frage der Perspektive.
Bei diesem Anblick stören mich weder Wind noch Anstiege.
Wenn ich dann am Meer oder im Hochgebirge unterwegs bin, ist der Blick auf die Uhr absolut zweitrangig. Hier geht es lediglich darum, in Bewegung zu bleiben. Dabei die Anstrengungen im Gedächtnis speichern, damit man sie abrufen kann, wenn man im Wettkampf in Schwierigkeiten gerät. Ich sage mir dann immer: „So steil ist der Berg doch gar nicht. Denk mal an deine Läufe in den Alpen.“ Oder aber: „Das ist doch kein Gegenwind, eher nur ein leichtes Lüftchen. Damals, am Meer, das war Wind!“ Sich mental in die richtige Perspektive zu bringen, kann im Wettkampf entscheidend sein.
Thomas Knackstedt
Genau so geht Marathon!
Ich versuche seit fast 30 Jahren meinen Läuferinnen und Läufern beizubringen, wie ein guter Marathon funktioniert. Es gibt Zuhörer, die kapieren es sofort, andere lernen es nie. Es geht um eine gute Vorbereitung, das Definieren von Zielen, im Rennen warten zu können, und zur richtigen Zeit seine Stärken einzusetzen. Wer das kann, der kann auch Marathon. Aber die meisten Läuferinnen und Läufer lassen sich vom Rennen mitreißen, laufen nicht ihr eigenes Renntempo, wollen viel zu viel und scheitern oft. Was gibt es da Schöneres, als einen Marathonlauf zu beobachten, bei dem sehr viele Top-Athleten sehr viel richtig machen. Heute, beim Valencia Marathon, war das der Fall.
Der spätere Sieger John Korir und die deutschen Läufer Amanal Petros und Hendrik Pfeiffer zeigten, wie man einen Marathon läuft. Auch ein Dutzend anderer Top-Läufer machte das heute sehr gut, aber ich will an diesen drei Namen festhalten.
Korier ging als Favorit ins Rennen. Er lief in der Spitzengruppe bis Kilometer 10 sein Tempo. Das sollte ihn zur Weltjahresbestzeit von 2:02:16 Stunden bringen. Doch als Korir merkte, dass außer ihm keiner bereit war Tempoarbeit zu leisten, ließ er sich an das Ende der Gruppe fallen. Das verwirrte Reporter und Mitläufer gleichermaßen. Sollte sich da eine Schwäche zeigen? Weit gefehlt. Die Führenden der Spitzengruppe überpacten im Gefühl, eventuell zu gewinnen. Zur Hälfte des Rennens ging Korir dann nach vorn, zündete den Turbo und zeigte den anderen seine Hacken nur noch von weitem. Er lief einen negativen Split und war in Hälfte zwei eine Minute schneller als in Hälfte eins. Das war der Sieg in 2:02:25 Stunden. Ein nahezu perfektes Rennen.
Amanal Petros toppte das in Sachen Renneinteilung noch. Er blieb in der Verfolgergruppe bis Kilometer 25. Dann zog er das Tempo leicht an und merkte sehr schnell, dass ihm kaum jemand folgen konnte. Ab Kilometer 30 explodierte Petros geradezu. Er sammelte die Läufer vor sich ein, schloss dann eine Allianz mit dem norwegischen Läufer Nftalem Kibrab, der ihn bis Kilometer 40 unterstützte, und lief dann neuen deutschen Rekord in 2:04:03 Stunden. Dabei lief Petros die ersten 30 Kilometer in einem Schnitt von 2:57 Minuten pro Kilometer. Von Kilometer 30 bis ins Ziel beschleunigte er dann auf eine 2:53 Minuten pro Kilometer. Was für ein Rennen!
Hendrik Pfeiffer musste unbedingt die Zeit von 2:07:30 Stunden unterbieten, um seine Sportförderung in der Bundeswehr weiter in vollem Umfang zu erhalten. Eine Herkules-Aufgabe. Pfeiffer lief extrem clever. Er ließ sich am Anfang nicht mitreißen und hielt exakt einen 3:00 Minuten Schnitt pro Kilometer auf den ersten 30 Kilometern. Dann schaffte er es tatsächlich diesen Schnitt noch auf eine 2:59 Minuten pro Kilometer leicht zu steigern. Komplett ausgepowert und sich im Zieleinlauf übergebend, lief Pfeiffer eine 2:06:45 Stunden. Fantastisch!
Samuel Fitwi konnte sein Vermögen heute nicht komplett einbringen. Er verlor hinten raus an Zeit. Mit 2:07 Stunden lief er aber immer noch ein herausragendes Ergebnis. Simon Boch lief mit 2:08 Stunden ebenfalls eine Klassezeit.
Das war heute eine Lehrstunde in Sachen Marathon. Jedem ambitionierten Läufer ist die Betrachtung dieses Rennens nur zu empfehlen. Auch im „negativen Sinne“ gab es etwas zu lernen. Gesa Krause, eine unserer besten Mittelstrecklerinnen überhaupt, versuchte sich am Marathon. Bei ihrem Debut wollte sie, mit einer Zielzeit von unter 2:30 Stunden, viel. Aber ein Marathon ist etwas anderes als die Mittelstrecke. Nach Kilometer 30 gab Gesa Krause auf und beendete das Rennen. Leider.
Die positiven Momente dieses Marathons motivieren extrem. Als die Live-Schalte beendet war, zog ich mir sofort die Schuhe an und drehte mit Arkadi eine Runde. Es wunderte mich nicht, dass ich Jan unterwegs traf und als ich wieder zu Hause war Marco bemerkte, der am Haus vorbei hechelte. Ja, Laufen kann verdammt ansteckend sein.
Thomas Knackstedt
Links:
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